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Otto Waalkes: „Die eine große Liebe habe ich mir auch immer gewünscht“

„Catweazle“-Star Otto Waalkes erzählt im Interview über seine große Liebe, die Corona-Einsamkeit und seine „wunderschönen“ Kindheitserinnerungen.

Otto Waalkes (72) ist ab dem heutigen Donnerstag (1. Juli) in dem Kinder- und Familienfilm „Catweazle“ in der Titelrolle des kauzigen, ziegenbärtigen und in Lumpen gehüllten Zeitreisenden und Magier zu sehen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt der gebürtige Ostfriese von den Dreharbeiten unter Corona-Bedingungen. Waalkes erinnert sich dabei auch an seine eigene Kindheit und er verrät, warum er sich nicht allein fühlt.

Catweazle ist mit den technischen Errungenschaften des 21. Jahrhunderts komplett überfordert. Wie gut schlagen Sie sich mit der digitalen Technik unserer Zeit?

Otto Waalkes: Mit dem Computer und Smartphone komme ich generell ganz gut klar – und meinen eigenen Instagram-Account kann ich schon komplett alleine bedienen und mit Texten und Fotos bestücken. Ansonsten stehe ich der neuen Welt zuweilen aber genauso staunend und ratlos gegenüber wie Catweazle. Für einen Komiker gehört der Kampf mit den Tücken der Objekte zum Alltag. Allein diese permanenten Updates im Handy. Und wer datet mich up?! Vor 30 Jahren wäre ein Smartphone noch komplette Science-Fiction gewesen. In zehn Jahren gehört es vielleicht schon zum Sperrmüll der Vergangenheit…

Stimmt es, dass die Dreharbeiten zu „Catweazle“ unter erschwerten Bedingungen abliefen?

Waalkes: Als sich im März 2020 der erste Corona-Lockdown anbahnte, drehten wir gerade in Hamburg, bis schließlich das Ordnungsamt anrückte. Wir mussten erst mal komplett pausieren, weil ja niemand wirklich absehen konnte, wie sich die Pandemie entwickeln würde. Für das gesamte Team war das ein Worst-Case-Szenario. Ich hatte zwischenzeitlich schon Sorgen, dass unser Kinderstar Julius Weckauf [13, bekannt aus „Der Junge muss an die frische Luft“, Red.] während der Zwangspause in den Stimmbruch kommt…  (lacht). Zum Glück ging es dann aber bereits Anfang Juni weiter.

Wie war es, einen Film in Corona-Zeiten zu produzieren?

Waalkes: Strengste Hygiene- und Abstandsregeln, keine Kontakte zur Außenwelt, dazu permanente Masken- und Testpflicht haben die Dinge natürlich ziemlich verkompliziert. Andererseits hat uns das Leben in so einer Blase als Team zusammengeschweißt und Disziplin und Spielfreude sehr unterstützt.

„Catweazle“ ist ein wunderbarer Kinder- und Familienfilm. Was für Gefühle steigen in Ihnen hoch, wenn Sie an Ihre Kindheit denken?

Waalkes: Sehr warme und wohlige, denn ich hatte eine wunderschöne Kindheit. Meine Eltern haben sich gegenseitig bis ins hohe Alter geliebt und obwohl wir in einfachen Arbeiterfamilien-Verhältnissen in der Nachkriegszeit aufgewachsen sind, hat es meinem Bruder und mir nie an etwas gefehlt. Die Ehe meiner Eltern war für mich immer ein strahlendes Vorbild: Diese eine große Liebe und Lebensgemeinschaft, die bis zum Ende hält; so etwas Tolles habe ich mir auch immer gewünscht. Zweimal habe ich es versucht – zweimal hat es leider nicht geklappt. Und doch dreimal ist des Ostfriesen Recht – mal sehen, was in Sachen Liebe noch auf mich zukommt…

Leben Sie ganz allein?

Waalkes: Nicht ganz, mein Sohn lebt auch in Hamburg genau wie mein allerbester Freund Thomas Trittschanke. Mein Sohn ist vierzig Jahre jünger als ich, Thomas immerhin zehn Jahre – das sorgt schon dafür, dass ich nicht frühzeitig vergreise. Im Gegenteil: Ich bin vermutlich immer noch der kindlichste von uns. Dass ich so vernünftige und loyale Menschen um mich habe, ist ein echter Glücksfall.

Sie versprühen immer noch eine kindliche Energie. Wie alt fühlen Sie sich heute selbst?

Waalkes: Das kann ich nicht wirklich sagen, weil das immer von meiner Tagesform abhängig ist. Wenn ich auf Live-Tour bin, dann fühle ich mich vor dem Auftritt wie Mitte 30 – und denke nicht ans Aufhören – danach sieht es schon anders aus: „Oh Mist, ist es jetzt etwa schon soweit? Muss ich nun Abschied nehmen?“

So schlimm?

Waalkes: Ok, das war jetzt leicht übertrieben (lacht). Es kommt allerdings ziemlich häufig vor, dass es in meinem Körper ganz schön zwickt. Aber das hat es bei mir auch schon mit Anfang 20. Ich war schon immer ein kleiner Hypochonder, was sich mit den Jahren noch potenziert hat. Und heute interpretiere ich in kleine Wehwehchen schnell mal das große Drama hinein.

Die Zeit mit Corona muss da für Sie ja eine umso größere Herausforderung gewesen sein…

Waalkes: Und ob! Ich weiß noch, dass Thomas im März 2020 einen Bekannten zu uns eingeladen hatte, der zu dieser Zeit gerade erst im damaligen Corona-Hotspot Ischgl gewesen war. Ich konnte es nicht fassen, und als wir wieder allein waren, habe ich Thomas die schwersten Vorwürfe gemacht und mein Testament entsprechend geändert. Danach wurde erst mal alles gründlich desinfiziert.

Was waren für Sie die positiven Aspekte der Corona-Lockdowns?

Waalkes: Ich hatte so viel Zeit für mich wie seit Jahrzehnten nicht mehr und konnte mich ausgiebig meiner Malerei widmen. Das war aber auch schon alles. Und ich habe die Ruhe und das viele Alleinsein eine Zeit lang richtig genossen. So ungefähr drei, vier Tage…

 

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Gehen Sie zur Gesundheitsvorsorge?

Waalkes: Ja, seit vielen Jahren und das sehr regelmäßig, schon aus versicherungstechnischen Gründen für eine Filmproduktion zum Beispiel. Unabhängig davon sind Vorsorgeuntersuchungen so wichtig, dass ich sogar die Merksätze auswendig kann: „Wenn das Feuer noch klein ist, kannst du noch löschen; wenn es erst mal lodert, dann ist es leider oft schon zu spät.“ Ich habe mich erst vor zwei Tagen komplett durchchecken lassen. Das Glücksgefühl, wenn der Arzt mit einem Lächeln die guten Werte und Ergebnisse verkündet – einfach unbezahlbar!

Können Sie es glauben, dass Sie bereits seit mehr als 50 Jahren erfolgreich sind?

Waalkes: 50 Jahre ist schon eine Hausnummer. Aber ich selbst realisiere diese lange Zeitspanne nicht, weil ich in meinem Beruf jeden Tag aktiv bin. Ich muss mir Gedanken machen, die Gedanken in die Tat umsetzen, schreiben, malen, zeichnen, komponieren, konzipieren und vor allem: üben, üben, üben! Da bleibt mir wenig Zeit, um über die Vergänglichkeit zu philosophieren. Wir produzieren demnächst eine Weihnachtsshow mit dem Titel „Otto Fröhliche!“, die in der Adventszeit 2021 laufen wird. Ich bin der Zukunft zugewandt – was ist dagegen die Vergangenheit? 50 Jahre? Das kann ja eigentlich gar nicht wahr sein.

Man kennt Sie meist nur lachend und bestens gelaunt. In welchen Momenten überkommt Sie auch mal tiefe Traurigkeit?

Waalkes: Das passiert häufiger, als man es vielleicht vermuten dürfte. Vor allem während der Pandemie war es zuweilen unausweichlich: Auch aus meinem Bekanntenkreis sind einige an Corona erkrankt oder sogar daran gestorben. Dazu diese nicht enden wollende, bedrückende Grundstimmung: Abstand halten, Maske tragen, niemanden in den Arm nehmen dürfen, stets vorsichtig sein müssen. Mir hat einmal jemand gesagt, härter als eine ausgesprochene Gefängnisstrafe wäre die Untersuchungshaft, von der man eben nicht weiß, wie lang sie dauern wird. So war das auch mit diesen Lockdowns. Ich glaube, wenn jemand hätte versprechen können: „Das dauert bis Montag in einem Jahr“, dann wäre es für uns alle nicht so hart gewesen. Seit der Trennung von meiner ersten Frau war meine Stimmung nie mehr so tief gesunken.

Wie sind Sie nach der Trennung von Manuela „Manou“ Ebelt aus diesem emotionalen Tief wieder herausgekommen?

Waalkes: Zunächst sieht man gar kein Licht am Horizont. Man sitzt herum wie Falschgeld oder läuft ziellos herum: Ich bin im Winter in Hamburg an der Alster im T-Shirt durch den Schnee gelaufen… Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Aber das kennt wohl jeder, der einmal Liebeskummer gehabt hat und da muss man eben durch. Bei dem einen geht es schneller und bei mir hat es eben länger gedauert. Das Gute war: Wer das hinter sich hat, kann bei seinen Freunden danach als Therapeut aushelfen. Fragen Sie mich bitte nicht, ob die Ehen meiner Freunde deswegen länger gehalten haben.

Catweazle ist ein Zeitreisender. Würden Sie gerne mal in die Vergangenheit Ihres eigenen Lebens reisen?

Waalkes: Ich schaue nicht allzu gerne auf mein Leben zurück und konzentriere mich lieber auf das, was im Hier und Jetzt passiert. Aber wahrscheinlich würde ich in die Zeit reisen, in der meine Eltern noch topfit waren. Ich habe meine Mutter und meinen Vater wirklich sehr geliebt und kann es gar nicht glauben, dass sie nun schon mehr als zwanzig Jahre tot sind. Wenigstens haben sie meine ersten Erfolge noch mitbekommen, und ich bin immer noch gerührt, wenn ich heute daran denke, wie unglaublich stolz sie früher auf mich waren. Ganze Ordner haben die zwei mit Zeitungsausschnitten über mich gefüllt. Immer wieder träume ich nachts von ihnen. Es ist tröstlich, dass ich die schönsten Erinnerungen an unsere Eltern mit meinem Bruder teilen kann.

In welchen Momenten empfinden Sie heute das pure Glück?

Waalkes: Wenn ich morgens aufwache und sofort nach meiner Gitarre greifen kann, die neben dem Bett steht und erst mal eine Runde musiziere. Später mit dem Fahrrad eine ebenso schöne Runde in der Natur drehen und mit Thomas eine Partie Tennis spielen – und dann auch noch gewinnen! Mehr brauche ich nicht zum Glücklichsein.