Mit diesen Filmen feiert das Kino im Juli seine Wiederauferstehung
Mit diesen Filmen feiert das Kino im Juli seine Wiederauferstehung
Allein im Juli holt die gebeutelte Kinobranche vieles nach, was uns in den vergangenen Monaten so bitter gefehlt hat. Filmfans erwarten in den kommenden Wochen Highlights am laufenden Band.
Nach monatelanger Zwangspause meldet sich das Kino endlich zurück – und wie. So vollgepackt wie dieses Jahr war das Sommerloch wohl noch nie. PS-Junkies, Superheldin, Oscargewinner, Riesenmonster, Regiedebüt, Cartoonfiguren – und das ist nur der Anfang! Zur Feier des Leinwand-Comebacks hier die extra Portion an Filmvorschlägen – Kinotipps XXL.
„Godzilla vs. Kong“, 1. Juli
Wer ist der „König der Monster“? Diese Frage ist nun zwangsläufig auf das titelgebende Duell „Godzilla vs. Kong“ hinausgelaufen. Zwar hat die Menschheit alles darangesetzt, die überdimensionalen Streithähne voneinander fernzuhalten. Eine riskante Mission unter der Leitung der Wissenschaftler Dr. Nathan Lind (Alexander Skarsgård, 44) und Dr. Ilene Andrews (Rebecca Hall, 39), um eine mächtige Energiequelle zu erschließen, führt die beiden Titanen aber bedenklich nah zusammen. Denn besagte Energiequelle befindet sich in der Hohlerde, einem gefährlichen Bereich weit unterhalb der Erdkruste und die ursprüngliche Heimat von Kong. Um dort aber überhaupt erst hinzufinden, sind die Instinkte des Riesenprimaten als animalisches Navigationssystem von Nöten.
Einschätzung:
„Godzilla vs. Kong“ ist dann am besten, wenn er sich aufs versprochene Gekloppe im Titel konzentriert. Dass bei einem Film dieser Art kein neuer „Citizen Kane“ – oder eher „Citizen Kong“ – erwartet werden darf, sollte allen klar sein. All dieser Kritik zum Trotz ist „Godzilla vs. Kong“ aber dennoch genau der richtige Film, um das Comeback des Kinos einzuläuten. Diesen Bombast muss man einfach auf der großen Leinwand erleben.
„Nomadland“, 1. Juli
Binnen kurzer Zeit verliert Fern (Frances McDormand, 64) sowohl ihren Job in der ausrangierten Bergbaustadt Empire im US-Bundesstaat Nevada als auch ihren Ehemann. Kurzum: Alles, wofür es sich vermeintlich lohnt, sesshaft zu sein, wurde ihr genommen. Also beschließt die resolute Fern, das meiste ihres Hab und Guts zu verkaufen, sich einen Kleinbus anzuschaffen und als moderne Nomadin durch die Weiten der USA zu reisen. Stets auf der Suche nach dem nächsten Minijob, um sich irgendwie über Wasser zu halten, macht sie manch eine flüchtige Bekanntschaft mit nachhaltigem Eindruck.
Einschätzung:
Mit „Nomadland“ haben Chloé Zhao (39) und Frances McDormand einen bitteren wie süßen Film erschaffen. Auf sehr gemächliche Weise erzählt er von den Strapazen, aber auch von den philosophischen Erkenntnissen, die mit einem Leben als moderner Nomade einhergehen können. Etwa, dass der schönste Fleck auf Erden immer jener hinter der nächsten Kurve ist.
„Black Widow“, 8. Juli
Als „Black Widow“ hat Natasha Romanoff (Scarlett Johansson, 36) an der Seite der Avengers ein ums andere Mal die Welt gerettet. Ihre Vergangenheit als ehemalige Agentin des KGB während der Sowjetunion ließ sie aber nie los – das wird ihr mehr als bewusst, als in Person der jungen Yelena Belova (Florence Pugh, 25) eine alte Vertraute zurück in ihre Welt tritt, zu der sie einst schwesterliche Gefühle hegte. Und dann wäre da noch Alexei Shostakov alias Red Guardian (David Harbour, 46), die sowjetische und etwas aus dem Leim gegangene Antwort auf Captain America…
Einschätzung:
„Black Widow“ mag zwar ein Avenger der ersten Stunde sein, bis zu ihrem ersten Soloabenteuer hat sich Marvel aber dennoch gehörig Zeit gelassen – schon vor Corona. Die bislang noch wenig beleuchtete Vergangenheit der toughen Agentin ist durchaus spannend, nicht wenige werden sich aber noch eher auf einen Film freuen, der die vierte Marvel-Phase weiter vorantreibt. Denn „Black Widow“ wird zeitlich zwischen „The First Avenger: Civil War“ und „Avengers: Infinity War“ spielen und sich folglich vor dem großen Kampf gegen Thanos zutragen. Ob „Black Widow“ mehr sein kann als ein actionlastiger Happen für Zwischendurch?
„Fast & Furious 9“, 15. Juli
Egal wie schnell du bist, die Vergangenheit wird dich immer einholen. Dominic Toretto (Vin Diesel, 53) hat sich in eine entlegene Gegend zurückgezogen, um sich gemeinsam mit seiner Frau Letty (Michelle Rodriguez, 42) um seinen Sohn zu kümmern. Als sie mit einem extrem gefährlichen Auftragskiller aus Doms Vergangenheit konfrontiert werden, muss er noch einmal seine Crew zusammenbringen, um die Menschen, die er am meisten liebt, zu schützen.
Einschätzung:
Da ist er, der nun schon neunte Teil der „Fast & Furious“-Reihe. Beinahe wie das „Avengers“-Franchise ist Dom Torettos Familie auf eine beachtliche Anzahl an Recken angewachsen. Gar nicht so einfach, jedem von ihnen die gebührende Action-Einlage zu spendieren. Treu bleibt sich „F&F“ weiterhin, die Zielsetzung: höher, weiter, abgedrehter – und den Gesetzen der Physik dabei ins Gesicht spucken.
„Space Jam 2“, 15. Juli
Eine bösartige Künstliche Intelligenz nimmt Basketball-Star LeBron James (36) und seinen kleinen Sohn Dom in der digitalen Welt gefangen. Um zurück nach Hause zu kommen, muss LeBron aus Bugs, Lola Bunny und der gesamten Bande notorisch undisziplinierter Looney Tunes ein Basketball-Team formen, das es mit den digitalen Champions der Künstlichen Intelligenz aufnehmen kann. Auf dem Spielfeld bekommen es die Helden dabei mit einer nie zuvor gesehenen und offenbar übermächtigen Truppe von professionellen Basketball-Stars zu tun.
Einschätzung:
Vor 25 Jahren, im Jahr 1996, erschien mit „Space Jam“ ein wahres Fest für Basketball-, Michael-Jordan- und Cartoon-Fans. Und für Kinder sowieso. Mit LeBron James tritt der aktuelle Superstar des Sports in die gigantischen Fußstapfen des Ausnahmesportlers. Kein leichtes Erbe, das er da anzutreten hat. Dem kleinen Zielpublikum und manch einem junggebliebenen Elternteil, das in kunterbunter Nostalgie schwelgen will, dürfte das aber herzlich egal sein.
„Nebenan“, 15. Juli
Daniel (Daniel Brühl, 43) ist ein Filmstar. Er hat Erfolg, Geld und eine traumhafte Wohnung in Berlin. Dort lebt er mit seiner Frau, zwei kleinen Söhnen und dem Kindermädchen. Auch der Durchbruch in Hollywood scheint nicht mehr fern: Daniel soll in London für einen amerikanischen Superheldenfilm vorsprechen. Auf dem Weg zum Flughafen macht er in seiner Stammkneipe halt. Dort ist es vormittags ruhig, dort stören keine Fans, dort will er noch einmal seine Rolle lernen. Doch an der Theke sitzt ein fremder Mann: Bruno verwickelt Daniel in einen Small Talk. Er kennt nicht nur alle Filme des Schauspielers, er kennt sich auch erschreckend gut in Daniels Privatleben aus. Mit jeder Minute dieses seltsamen Gesprächs wächst Daniels Verwunderung. Und seine Angst.
Einschätzung:
Ein Filmhistoriker muss man nicht sein, um den autobiografischen Anteil an Daniel Brühls Regiedebüt zu erkennen. Ein Schauspieler, der von Deutschland den US-Kinomarkt erobern will – mit einem Superheldenfilm? Und dann trägt die Hauptfigur sogar noch seinen Vornamen! Der Star aus „The First Avenger: Civil War“ und „The Falcon and The Winter Soldier“ macht keinen Hehl daraus, sich fleißig bei seinem eigenen Werdegang bedient zu haben. Verpackt hat er es in ein psychologisches wie packendes Kammerspiel.
„The Green Knight“, 29. Juli
Basierend auf der zeitlosen Artuslegende erzählt David Lowery (40) mit „The Green Knight“ die abenteuerliche Geschichte des tollkühnen Sir Gawain (Dev Patel, 31), Ritter der Tafelrunde. Um sich vor seiner Familie, seinem Volk und letztlich auch sich selbst zu beweisen, begibt sich der Neffe König Artus‘ auf die Reise seines Lebens mit dem Ziel, sich der ultimativen Herausforderung zu stellen: dem sagenhaften Grünen Ritter, einem gigantischen, smaragdgrünhäutigen Fremden und Prüfer der Menschen.
Einschätzung:
Schon seit Jahrzehnten der Filmgeschichte bietet die Sage um König Artus und seiner Ritter der Tafelrunde Stoff für Werke jedweder Gangart – von Drama über Action bis hin zu Klamauk – „Die Ritter der Kokosnuss“ lassen grüßen. Was aber nie fehlen darf ist eine satte Portion Fantasy, so auch nicht in „The Green Knight“ mit Dev Patel. Optisch zählt der Film von David Lowery („A Ghost Story“) ohne Zweifel zu den schönsten des Julis.
„Cash Truck“, 29. Juli
Der verschlossene Einzelgänger H (Jason Statham, 53) nimmt einen Job bei einer Geldtransporter-Firma an, die jede Woche hunderte von Millionen Dollar durch Los Angeles fährt. Gleich bei seinem ersten Einsatz wird der Geldtransport überfallen und zur Überraschung seiner Kollegen setzt H die Gangster im Alleingang außer Gefecht und wartet mit ungeahnten Präzisionsfähigkeiten auf. Doch die Absichten des schlagfertigen Mannes sind nicht zu durchschauen und kommen nur schrittweise ans Licht. Wer ist der geheimnisvolle Neuzugang und auf wen hat er es wirklich abgesehen?
Einschätzung:
Jason Statham als Ein-Mann-Armee – das allein dürfte inzwischen niemanden mehr hinterm Ofen hervorlocken. Sehr wohl aber, wenn ein gewisser Guy Ritchie (52) besagte Ein-Mann-Armee auf der Leinwand inszeniert, so wie bei „Cash Truck“ der Fall. Neben viel Haudrauf kommt dann schließlich sein gewohnt lässiger Humor zum Tragen. Dass Ritchie und Statham ein gutes Gespann sind, bewiesen sie immerhin schon vor über 20 Jahren mit „Bube, Dame, König, grAS“. Auch schön: Josh Hartnett (42) ist endlich mal wieder vor der Kamera zu sehen.
„Generation Beziehungsunfähig“, 29. Juli
Tim (Frederick Lau, 31) hat wie die meisten Singles seiner Generation ein „Problem“: Er ist angeblich beziehungsunfähig. Doch diesen Status benutzt er nur zur Rechtfertigung seines Lebensstils. Nach Dates meldet er sich nicht mehr und swipt lieber zur nächsten Frau, die hoffentlich auch so wie auf ihrem Profilfoto aussieht. Doch als er sich in sein weibliches Spiegelbild Ghost (Luise Heyer, 36) verliebt, befindet er sich auf einmal auf der anderen Seite der Dating-Hölle. Und während Tim noch glaubt, er stelle sich mit seinen Annäherungsversuchen extrem smart an, ist er schon längst von ihr geghostet worden. Denn Ghost hat leider so gar keine Lust auf einen romantischen Tim.
Einschätzung:
Der gleichnamige Bestseller von Michael Nast (46) schafft es Ende Juli nun auch auf die Leinwand. Die Beobachtungen des Autors schienen unzähligen Menschen der Generation Tinder und Co. direkt aus der Seele zu sprechen. Ob der Film dies auch über fünf Jahre nach dem Release des Buchs zu schaffen vermag, steht auf einem anderen Blatt Papier. An der Besetzung dürfte es jedenfalls nicht scheitern.