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„Falling“: Ein Gesamtkunstwerk von und mit Viggo Mortensen

„Falling“: Ein Gesamtkunstwerk von und mit Viggo Mortensen

Am 12. August startet „Falling“ in den deutschen Kinos. Das Regiedebüt von und mit „Der Herr der Ringe“-Star Viggo Mortensen überzeugt mit Tiefe und beeindruckender Bildsprache.

Warum hat Viggo Mortensen (62) noch immer keinen Oscar im Schrank? Diese Frage stellen sich Filmfans und Branchenkenner spätestens seit den Kinoerfolgen „Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück“ (2016) und „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ (2018). Für beide war das dänisch-US-amerikanische Multitalent als „Bester Hauptdarsteller“ nominiert, seine erste Chance in der männlichen Hauptkategorie erhielt Mortensen bereits 2008. Damals ging er trotz seiner beeindruckenden Darstellung im Thriller „Tödliche Versprechen – Eastern Promises“ (2007) leer aus, ebenso wie in den Folgejahren.

Mit „Falling“ startet am 12. August nun das Regiedebüt des „Der Herr der Ringe“-Stars in den deutschen Kinos. Mortensen schrieb auch das Drehbuch, agierte als Co-Produzent, zeichnete für die musikalische Untermalung verantwortlich und spielt die Hauptrolle. Erschaffen hat der 62-Jährige ein erneut Oscar-würdiges Gesamtkunstwerk, das auf ganzer Linie überzeugt – mit einer berührenden tragischen Geschichte, tollen Darstellerleistungen und einem beeindruckenden szenischen und musikalischen Rahmen.

Eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung: Darum geht es

Willis Peterson (Lance Henriksen, 81) ist zweifach verwitwet und lebt alleine und verbittert auf seiner ländlich gelegenen Farm im US-Bundesstaat New York. Sein Sohn John (Mortensen) kennt die Wut seines homophoben, rassistischen Vaters, seit er denken kann. Und auch im Alter macht Willis keinen Hehl daraus, dass er den Lebensstil seines offen homosexuell lebenden Sohnes zutiefst verabscheut. Einst versuchte der nach außen hin so stark wirkende Mann aus dem Mittleren Westen, seinen Sohn zu einem „echten Mann“ zu erziehen. Doch der weltoffene, tolerante John distanzierte sich als Erwachsener vollständig vom männlichen Rollenbild seines Vaters, das sich durch Aggressivität und Engstirnigkeit auszeichnet.

Als Willis mit einer beginnenden Demenz kämpft, nimmt ihn John trotz der schmerzhaften Erinnerungen an die gemeinsame Vergangenheit in sein Haus in Kalifornien auf, in dem er mit seinem Ehemann Eric (Terry Chen, 46) und der gemeinsamen Tochter Monica (Gabby Velis) lebt. Dort lässt Willis den negativen Gefühlen seinem Sohn gegenüber freien Lauf – und plötzlich hat John die volle Verantwortung für den Mann, der ihm im Leben am meisten wehgetan hat.

Viggo Mortensen schrieb das Drehbuch von „Falling“ nach einem privaten Schicksalsschlag. 2015 starb seine Mutter Grace Gamble Atkinson, die wie die Hauptfigur Willis an Demenz litt. Der Zeitung „Observer“ erzählte der Schauspieler im Februar dieses Jahres, er habe sich anschließend nur „an Dinge über sie“ erinnern wollen. Das Ergebnis, das vier Jahre später auf die große Leinwand kommt, gebe eher „Gefühle denn Fakten“ wieder, die eigene Familiengeschichte diente Mortensen rein als Inspirationsquelle für eine fiktive Handlung. Den fertigen Film widmete er dennoch seinen beiden Brüdern Peter und Charles Mortensen. Eine der ersten Filmszenen, in der ein junger John eine Ente schießt und sie anschließend mit ins Bett nimmt, hat sich zudem tatsächlich in Mortensens Leben zugetragen, wie er Talkmaster Conan O’Brien bereits 2017 offenbarte.

Aufbrausender Tyrann vs. gutmütiger Ruhepol

Wenn dem Zuschauer eines beim Gang ins Kino auffallen sollte, dann ist es die schiere Anzahl an Schimpfwörtern, die Familientyrann Willis im Laufe des Dramas in den Mund nimmt. In Rückblenden porträtiert Regisseur Viggo Mortensen die Figur (als junger Mann brillant gespielt von dem Schweden Sverrir Guðnason, 42) als aufbrausenden, herrischen und unberechenbaren Macho, der seinem Sohn bereits im Kleinkindalter das Entenschießen beibringt und ihn nach seinem ersten Treffer mit dem toten Tier spielen lässt. Ganz so einfach, wie man zunächst meinen könnte, macht sich Mortensen die Charakterisierung jedoch nicht. Stattdessen bekommt auch der psychologische Hintergrund ausreichend Raum. Mehrmals sind in die Handlung indirekte Hinweise darauf eingewoben, dass auch Willis in jungen Jahren unter einem strengen Vater gelitten hat und schlimme Wunden davontrug. Seine voranschreitende Krankheit erzeugt seitens der Zuschauer zudem Mitgefühl für den zerbrechlichen alten Mann, der immer wieder die Identitäten seiner beiden verstorbenen Ehefrauen durcheinander wirft.

Dem gegenüber steht Mortensens eigene Figur, der liebevolle und gutmütige John. Während des fast zweistündigen Films bleibt er fast durchgehend ruhig und nimmt die Angriffe seines Vaters, die er bereits sein gesamtes Leben lang erträgt, mit Anmut hin. Er strahlt eine emotionale Stabilität und Stärke aus, die angesichts der schwierigen und teils traumatisierenden Erlebnisse seiner Kindheit und seines Erwachsenwerdens absolut verblüffen. Lediglich auf dem Höhepunkt der Handlungskurve verliert er einmalig seine Selbstbeherrschung; ein Streit zwischen ihm und seinem Vater eskaliert in ein lautstarkes Wortgefecht, das an Emotionalität kaum zu überbieten ist. Als Drehbuchautor, Filmemacher und Schauspieler gibt der 62-jährige Viggo Mortensen hier einen wichtigen Einblick in das Seelenleben seiner Hauptfigur und macht deutlich, dass es auch bei dem ach so gefasst wirkenden John unter der Oberfläche heftig brodelt. Die ruhige Fassade – eine Art Schutzpanzer – scheint über viele Jahre antrainiert, um den zutiefst verletzenden Worten des Vaters keine Macht (mehr) zu geben.

Das Fazit: Warum man „Falling“ (mehrmals) sehen sollte

Die Geschichte von „Falling“ ist relativ schnell erzählt und in der langen Hollywood-Geschichte nicht neu. Viggo Mortensen inszeniert sie allerdings auf eine zutiefst berührende und mitfühlende Art und Weise, sodass sie die Zuschauer noch lange nach dem Abspann beschäftigt. Er gibt den unterschiedlichen Gefühlswelten seiner Figuren ebenso viel Raum wie der Fantasie des Publikums, das die Geschichte nach dem offenen Ende für sich selbst zu Ende spinnen muss.

Als Darsteller beweist Mortensen erneut, was er eigentlich niemandem mehr beweisen muss: dass ihm vielschichtige, anspruchsvolle Rollen liegen wie kaum jemand anderem. Allein durch seine Mimik sagt der Star aus dem US-Bundesstaat New York mehr als tausend Worte, das Zusammenspiel mit seinen talentierten Kollegen – darunter die ebenfalls Oscarnominierte Laura Linney (57) – ist harmonisch. Dabei wollte Mortensen die Hauptrolle in seinem Regiedebüt ursprünglich gar nicht selbst übernehmen, wie er im Interview mit dem „Observer“ ebenfalls preisgab. Allein die Einsicht, dass sein Stoff ohne ihn als prominentes Zugpferd keinen Finanzier finden würde, bewog ihn dazu, nicht nur hinter, sondern auch vor der Kamera zu stehen.

Was „Falling“ allerdings zu einem Kunstwerk macht, das als Ganzes betrachtet werden muss, ist insbesondere Mortensens Wirken abseits des Rampenlichts. Der Einfluss des Leinwandstars, der auch Fotograf, Dichter, Maler und Musiker ist, zeigt sich in Bezug auf jeden Aspekt der Filmproduktion. So fällt direkt eine besondere Ästhetik hinsichtlich der szenischen Gestaltung und Reihenfolge auf, die durch vorwiegend ruhige Klaviermusik untermalt wird. Auch sie stammt von Viggo Mortensen höchstpersönlich, der Schauspieler war zuvor unter anderem bereits auf dem Soundtrack von „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ (2003) zu hören. Die Gesamtästhetik bleibt jedoch oftmals frei interpretierbar und offenbart sich dem Publikum nicht direkt in vollem Umfang, weshalb es sich lohnt, beim Gang ins Kino genau aufzupassen – oder sich „Falling“ gleich mehrmals anzusehen.

Lars Eidinger: „In der DDR war nicht alles schlecht“

Lars Eidinger: „In der DDR war nicht alles schlecht“

Lars Eidinger ist im neuen Polit-Drama „Nahschuss“ zu sehen. Darin wird die Todesstrafe in der DDR thematisiert. Welche Erinnerungen der in West-Berlin geborene Schauspieler mit der Mauer verbindet, erzählt er im Interview.

Vor über 30 Jahren fiel die Berliner Mauer und noch immer gibt es einige Kapitel in der Geschichte der DDR, die nicht allen bekannt sind. Das Polit-Drama „Nahschuss“, das am 12. August in den deutschen Kinos startet, thematisiert das Leben von Dr. Werner Teske. Er wurde 1981 als letzter Mensch in der Deutschen Demokratischen Republik zum Tode verurteilt und hingerichtet.

In der Hauptrolle glänzt Ausnahmetalent Lars Eidinger (45). Er spielt den frisch promovierten Franz Walter, der beim Ministerium für Staatssicherheit arbeitet und langsam daran zerbricht. „Ich war 13 Jahre alt, als die Mauer gefallen ist und für mich war sie ganz selbstverständlich“, blickt der Schauspieler, der in West-Berlin geboren und aufgewachsen ist, im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news zurück.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie das erste Mal das Drehbuch zu „Nahschuss“ gelesen haben?

Lars Eidinger: Ich habe mich für den Film entschieden, noch bevor ich überhaupt das Drehbuch gelesen habe. Ich habe Franziska Stünkel [Regie und Drehbuch] in Hamburg getroffen, weil sie mir von einem Filmprojekt erzählen wollte. Sie hat mir nur die Geschichte erzählt und das hat mich bereits eingenommen. Das ist drei oder vier Jahre her und seitdem standen wir in Kontakt. Irgendwann hat sie mir das Drehbuch geschickt und das fand ich sensationell. Es reizt mich, wenn ich zentrale Figuren spiele, über die eine ganze Geschichte erzählt wird. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, das nachzuempfinden und nachzuleben. Es war eine sehr lustvolle, sehr intensive Arbeit.

Der Film ist an die Lebensgeschichte von Dr. Werner Teske angelehnt. Er war das letzte Hinrichtungsopfer der DDR. Wussten Sie vor dem Film über die Todesstrafe in der DDR Bescheid?

Eidinger: Ich glaube, das weiß kaum jemand. Selbst Devid Striesow, der in der DDR groß geworden ist, wusste das nicht. Ich finde es wichtig, diesen Teil der Geschichte den Leuten aufzuzeigen. Aber auch, welche Zwänge dazu führen, dass man überhaupt Teil dieses Systems wird. Oft ist man rückwirkend verführt zu sagen: Ich wäre im Widerstand gewesen. Aber im Film wird gezeigt, welchen Zwängen die Menschen unterworfen waren. Du willst ihn nicht bespitzeln, dann wird deine Mutter nicht operiert. Wer würde da widerstehen? Man macht es nicht aus Boshaftigkeit, sondern aus einem Zwang heraus. Die Menschen erlegen sich diese Zwänge gegenseitig auf. Jemand wird unter Druck gesetzt, dieser macht das wiederum mit anderen Menschen. Es ist eine Massenbewegung. Die Mehrheit war verstrickt in diesem System. Nur wenige Leute konnten sich entziehen. Schließlicht ist man sofort in Ungnade gefallen, wenn man nicht für die Staatssicherheit arbeiten wollte. Das ist schon ein wahnsinniger Druck.

Sie wurden 1976 in West-Berlin geboren. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit der DDR?

Eidinger: Gar nicht so viele, wie man denken würde. Ich war 13 Jahre alt, als die Mauer gefallen ist und für mich war sie ganz selbstverständlich. Ich habe die Mauer nie infrage gestellt und konnte mir nicht vorstellen, dass sie irgendwann nicht mehr steht. Da ich am Stadtrand groß geworden bin, war sie immer präsent. Dahinter war aber nur Wald. Mich hat es nie interessiert, was dahinter war. Wenn man nur Bäume sieht und einem erzählt wird, wie schlecht es den Leuten dort geht, führt das nicht unbedingt zu einem Interesse. Und das ist ein wichtiger Punkt, dass man sich für das andere System und für diese andere Welt interessiert. Dass man erstmal versucht zu verstehen, was eigentlich los war. Ohne dass man es bewertet und sagt: Das eine System war gut und das andere war schlecht.

Also denken Sie nicht, dass das System in der DDR nur schlecht war?

Eidinger: Das denke ich nicht. Dazu bin ich viel zu sehr von der DDR sozialisiert worden. Ich habe auf der Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst in Schöneweide studiert – es war eine Schauspielschule der DDR. Mein erstes Engagement hatte ich am Deutschen Theater in Mitte. Das heißt, ich bin wahnsinnig geprägt von Schauspielern und Dozenten, die alle in der DDR gelebt haben.

Wie stehen Sie dazu, dass manche Leute die DDR-Zeiten romantisieren?

Eidinger: Ich sehe eine Gefahr in der Verharmlosung. Dass das System nicht ernst genommen wird und man so tut, als ob in der Staatssicherheit nur Trottel gearbeitet hätten. Damit wird den Leuten Unrecht getan, die unter diesem System gelitten haben. Deshalb ist es wichtig, zu zeigen, dass es die Todesstrafe gab. Menschen fielen diesem System zum Opfer. Aber deshalb war per se nicht alles schlecht. Dafür habe ich eine viel zu große Sympathie mit der Idee des Kommunismus oder Sozialismus. Und dafür ist meine Kritik am Kapitalismus wiederum viel zu groß.

Sie meinen, es war nicht alles schlimm?

Eidinger: Ich habe vor Kurzem mit einer Maskenbildnerin in Köln zusammengearbeitet. Sie ist aus der DDR geflohen. Sie hatte damals noch unter Heiner Müller am Berliner Ensemble gearbeitet. Sie und alle anderen haben ein Gastspiel dazu genutzt, um zu fliehen – alle Schauspieler waren schon vor der Premiere weg. Ich hatte das Gefühl, dass die Frau ein Bewusstsein für das System hatte und bewusst geflohen ist – auch aus dem Gedanken des Widerstandes. Aber sie hat auch von freier Liebe erzählt. Man hat es im Westen probiert, in der DDR wurde es gelebt. Sie tanzten nackt auf den Dächern über dem Prenzlauer Berg. Daher rühren Sätze wie: So schlimm war es gar nicht. Natürlich hatten die Menschen auch eine gute Zeit. Es war nicht immer alles nur trist in der DDR. Das ist viel zu einfach gedacht.

Das ist für Lars Eidinger „besser als jede Droge“

Das ist für Lars Eidinger „besser als jede Droge“

Lars Eidinger spielt im Film „Nahschuss“ einen Stasi-Mitarbeiter, der zum Alkohol greift, um mit seinen Problemen fertig zu werden. Eidinger selbst „hatte noch nie eine Flasche Whisky zu Hause“, wie er im Interview verrät.

Im neuen Film „Nahschuss“, der am 12. August in den deutschen Kinos startet, übernimmt Schauspieler Lars Eidinger (45) die Hauptrolle des Stasi-Mitarbeiters Franz Walter. Seine Figur greift immer mehr zum Alkohol, um mit seinen Problemen fertig zu werden. Eidinger selbst „hatte noch nie eine Flasche Whisky zu Hause“. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht er über seine Einstellung zu Drogen und warum er sich nach dem Dreh von Sexszenen manchmal wie ein Vergewaltiger vorkommt.

An Ihrer Seite in „Nahschuss“ spielt neben Devid Striesow auch Luise Heyer. Wie hat Ihnen die Zusammenarbeit gefallen?

Lars Eidinger: Ich kannte Luise vorher nicht. Im Gegensatz zu Devid Striesow, mit dem ich sogar studiert habe – wir waren zusammen in einem Jahrgang. Ich habe in Luise ein Gegenüber gefunden, das sehr viel zulässt und einem vertraut. Wir konnten uns auf einer sehr emotionalen Weise begegnen. Luise hatte eine große Bereitschaft, den Schmerz der Figur zuzulassen, nachzuspüren und in die Tiefe zu gehen. Es gibt Schauspieler, was ich auch verstehen kann, die sich aus gewissen Situationen rausziehen. Aber Luise hat sich fallen lassen.

Im Film gibt es auch eine Sexszene mit ihr. Hat sich beim Drehen solcher Szenen seit #MeToo etwas verändert?

Eidinger: Es hat sich etwas verändert. Wir haben uns die Zeit genommen, zu überlegen, was geht und was nicht. So kenne ich das auch. Damit man nicht Gefahr läuft, dass im Nachhinein jemand sagt: „Ich musste etwas machen, was ich nicht wollte.“ Es macht auch einen Unterschied, ob eine Frau Regie führt. Luise und unsere Regisseurin Franziska Stünkel waren sehr im Austausch. Für Luise hätte es den Raum gegeben, zu sagen: „Das mag ich nicht.“ Das heißt, sie war damit einverstanden. Bei einem anderen Filmprojekt war eine Intimitätsbeauftragte am Set. Da gab es einen großen Aufschrei. Manche Schauspieler haben gefragt: „Wer hat die denn jetzt ans Set geholt?“ Ich finde es gut, jemanden am Set zu haben, zu dem man in keiner Abhängigkeit steht. Denn das ist genau das Problem.

Inwiefern?

Eidinger: Wenn ich als Frau das Gefühl habe: Ich will das nicht, aber ich kann es dem Regisseur nicht sagen, weil ich Angst habe, er ist enttäuscht oder besetzt mich nicht mehr, dann mache ich etwas, was ich eigentlich gar nicht wollte. Das ist Machtmissbrauch. Deshalb ist es gut, jemanden zu haben, der eine gewisse Neutralität wahrt, mit dem ich reden und der meine Bedenken kommunizieren kann. Was ich interessant fand: Die Intimitätsbeauftragte war aus der Pornoindustrie. Es ist also keine Person, die frigide ist und Sexualität problematisiert. Im Gegenteil: Es ist jemand, der sich mit Sexualität und Intimität auskennt. Ich finde es richtig, einen Fachmann dabei zu haben. Es gibt schließlich auch einen Stuntkoordinator. Man braucht jemanden, der sich auskennt und der einem sagt, wie man es macht, ohne Verletzungen davonzutragen.

Solche Szenen zu drehen, ist für beide Seiten nicht unbedingt angenehm.

Edinger: Es sind in der Regel keine Szenen, auf die man sich freut. Oft ist die Atmosphäre sehr angespannt. Das Seltsame: Nach dem Abdrehen der Sexszene kommen immer Leute rein, die sofort Decken um die Frau legen. Der Mann steht einfach daneben. Es fühlt sich so an, als ob ich sie vergewaltigt hätte.

Franz greift im Film zum Alkohol, um mit seinen Problemen fertig zu werden. Was ist Ihr Mittel?

Eidinger: Ich habe vor Kurzem für den Kieler „Tatort“ in Hamburg gedreht. Als ich in mein Hotelzimmer kam, hat mir die Produktion eine Whisky-Flasche hingestellt. Und ich dachte mir: Du kannst einem Schauspieler doch keinen Alkohol hinstellen, wenn du mit ihm am nächsten Tag noch arbeiten willst. Ich hatte noch nie eine Flasche Whisky zu Hause, aber ich habe mir ein Glas eingeschenkt und hatte ein richtig gutes Gefühl. Ich konnte auch gut schlafen. Es ist verführerisch, aber man muss vorsichtig sein. Ich habe aber keine Veranlagung zu Drogen – auf der Schauspielschule habe ich nicht mal geraucht und ich habe spät angefangen, überhaupt Bier zu trinken. Kokain habe ich noch nie genommen.

Wie schalten Sie nach einem harten Arbeitstag ab?

Eidinger: Für mich ist der wichtigste Ausgleich Spazierengehen. Das klingt spießig, aber ich liebe es, durch Städte zu laufen. Das ist für mich absolute Erholung, ich werde dabei ganz ruhig. Es ist für mich das Schönste auf der Welt, einfach aufzustehen, rauszugehen und loszulaufen. Nicht zu wissen, wohin. Das ist für mich besser als jede Droge.

Ihre Figur ist Amateurfußballer – können Sie privat mit dem Sport etwas anfangen?

Eidinger: Ich bin ein sehr guter Fußballer. Aber ich bin kein Fußball-Fan, war erst zweimal in einem Stadion. Ich habe schon immer lieber gespielt als zugeschaut. Ich war sogar zweimal Berliner Meister mit dem FC Stern Marienfelde.

„Verwünscht“-Fortsetzung ist im Kasten und wird 2022 erscheinen

„Verwünscht“-Fortsetzung ist im Kasten und wird 2022 erscheinen

Sie ist abgedreht, die lange erwartete Fortsetzung der Fantasy-Komödie „Verwünscht“. Schon im kommenden Jahr sollen alle Stars aus Teil eins zurückkehren.

Tolle Nachrichten für alle Fans der märchenhaften Romcom „Verwünscht“ von 2007. 14 Jahre, nachdem die Mischung aus Zeichentrick und Realfilm in die Kinos kam, ist der Dreh zur Fortsetzung mit dem englischen Titel „Disenchanted“ abgeschlossen. Das hat Regisseur Adam Shankman (56), der schon beim Original verantwortlich zeichnete, nun via Instagram verkündet. Zu einem Bild, das ihn Hand in Hand mit Hauptdartsellerin Amy Adams (46) zeigt, schrieb er: „Meine Wenigkeit und Giselle… errrr…. Amy Adams würden euch nur gerne sagen: es ist im Kasten.“

 

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Auch den geplanten Starttermin der Disney-Produktion hat Shankman mit seinem Post verraten – 2022 soll „Disenchanted“ erscheinen. Da passt es, dass laut „People“ auch die Handlung des Films genau 15 Jahre später einsetzen soll. Allerdings schauen Kinofans in die Röhre: Geplant sei demnach, den Film exklusiv via Streamingdienst Disney+ zu veröffentlichen.

Mit dabei sind alle Stars aus dem ersten Teil, neben Adams also wieder Patrick Dempsey (55) als New Yorker Anwalt Robert Philip, James Marsden (47) als ebenso selbstverliebter wie gutherziger Prinz Edward sowie Susan Sarandon (74) als Königin Narissa – Edwards böse Stiefmutter.

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„Die perfekte Ehefrau“: Emanzipationskomödie mit Juliette Binoche

„Die perfekte Ehefrau“: Emanzipationskomödie mit Juliette Binoche

Die französische Komödie „Die perfekte Ehefrau“ mit Juliette Binoche unterhält unter anderem deshalb, weil die Zeiten sich so sehr geändert haben.

„Chocolat“ (2001), „Die fabelhafte Welt der Amélie“ (2001), „Willkommen bei den Sch’tis“ (2008), „Ziemlich beste Freunde“ (2011), „Monsieur Claude und seine Töchter“ (2014), „Birnenkuchen mit Lavendel“ (2015)… liebenswerte französische Tragikomödien schaffen es immer wieder auch ins deutsche Rampenlicht.

Das könnte dem Film „Die perfekte Ehefrau“ (Kinostart: 5. August) mit Oscar-Preisträgerin Juliette Binoche (57, „Der englische Patient“) ebenfalls gelingen – wenngleich die Umstände für einen Kinoerfolg dieser Tage bekanntermaßen ungleich schwerer sind.

Darum geht’s in „Die perfekte Ehefrau“

Was braucht eine junge Frau für eine erfolgreiche Zukunft? Paulette Van der Beck (Juliette Binoche), die Leiterin einer Hauswirtschaftsschule im Elsass, weiß es. Zusammen mit ihrer Schwägerin Gilbert (Yolande Moreau, 68, „Die fabelhafte Welt der Amélie“) und der Ordensschwester Marie-Thérèse (Noémie Lvovsky, 56) bringt sie Ende der 1960er-Jahre ihren Schülerinnen bei, was sie als perfekte Gattinnen und Hausfrauen wissen können müssen.

Nur die Finanzen sind nichts für Paulette, so etwas ist schließlich Männersache. Das aber erweist sich als fatal, denn eines Tages muss sie feststellen, dass ihr Institut vor dem Ruin steht – und dann läuft ihr auch noch ihre erste Liebe wieder über den Weg. Und als wäre das nicht genug, weht jetzt, im Mai 1968, plötzlich auch noch eine Brise aufständischer feministischer Ideen aus Paris Richtung Paulettes Schule, die die Schülerinnen bereitwillig aufsaugen…

Fazit

Wer die eingangs genannten Filme mochte, dürfte auch Gefallen an diesem finden. Doch abgesehen vom Unterhaltungswert des detailreich ausgestatteten Streifens, einer gewohnt bezaubernden Juliette Binoche und bemerkenswerten Nebendarstellern zieht der Film tatsächlich auch eine Art gesellschaftliche Bilanz.

Denn er zeigt die enormen Fortschritte, die die Emanzipationsbewegung für das Leben der Frauen hierzulande bereits gebracht hat. Regeln wie „Eine gute Hausfrau ist in erster Linie für ihren Mann da“ werden den Mädchen und jungen Frauen von heute nicht mehr eingebläut. Ein eigenes Konto bekommen sie problemlos. Und Hosen tragen sie längst in allen Varianten.

Einzig der Schluss des farbenfrohen Films, wenn die Lehrerin mit ihren Eleven auf der Landstraße nach Paris die Namen berühmter Feministinnen wie Simone de Beauvoir (1908-1986) oder Künstlerinnen wie Frida Kahlo (1907-1954) singt, wirkt nach den teils sogar satirischen Szenen ein wenig schmalzig.