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Reparieren erleichtern: Wie die Politik langlebige Produkte fördern kann

Berlin/Stuttgart, 04.10.2023 (PresseBox) –

  • Aktuelle gesetzliche Vorgaben etwa zur Verfügbarkeit von Ersatzteilen und zur Langlebigkeit von Produkten genügen nicht für eine nachhaltige Trendwende
  • Impulspapier des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) empfiehlt strengere Reparaturanforderungen, geringere Mehrwertsteuern auf Reparaturen und eine Förderung der Reparaturlandschaft
  • Internationaler Repair Day am 21. Oktober will mehr Menschen zum Reparieren ermutigen

Über 1.500 Repair-Cafés gibt es in Deutschland. Hier helfen Ehrenamtliche dabei, defekte Elektrogeräte, Fahrräder oder Kleider vor dem Müllcontainer zu retten. Der internationale Repair Day am 21. Oktober soll noch mehr Menschen zum Reparieren ermutigen. Jedoch erfordert Reparieren nicht nur Geschick, sondern auch politisches Handeln: Der Verein Runder Tisch Reparatur macht sich daher für langlebige Produkte und eine Förderung der Reparaturkultur stark. Im Forschungsprojekt SDGpro zeigt das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), dass solche zivilgesellschaftlichen Impulse wichtig sind, um Unternehmen auf einen Nachhaltigkeitskurs zu bringen. Das Projekt, das vom Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert wurde, empfiehlt, ehrenamtliche Reparatur-Initiativen zu stärken und Feedbacks zur Reparierbarkeit von Produkten an Unternehmen zu übermitteln.

Dank Schraubendreher, Nähmaschinen, Lötkolben und Co. können viele Produkte repariert und dadurch Ressourcen eingespart werden. Würden beispielsweise Laptops ein Jahr länger genutzt, ließen sich in der EU bis 2030 1,6 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Voraussetzung ist, dass Ersatzteile auch für veraltete Modelle lange genug verfügbar bleiben und dass sich Reparieren finanziell lohnt. „Der Gesetzgeber sollte Reparaturanforderungen festlegen, die sich insbesondere auf langlebige Gebrauchsgüter beziehen. Damit werden gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Hersteller geschaffen. Daneben sollte es Anreize für Konsument*innen geben, etwa durch eine Senkung der Mehrwertsteuer für Reparaturdienstleistungen“, sagt Frieder Rubik, Ökonom und Experte für nachhaltige Produktpolitik am IÖW. In einem Impulspapier empfiehlt er, dass die Verbraucherschutzpolitik Initiativen wie den Runden Tisch Reparatur stärkt und ihre Forderungen aufgreift.

Runder Tisch Reparatur: „Reparieren für alle“

„Reparieren ist eine jahrtausendealte Tradition. Doch seit ein paar Jahren sind die meisten Produkte nicht mehr auf eine lange Nutzung und auf Reparierbarkeit ausgelegt“, sagt Katrin Meyer, Leiterin der Geschäftsstelle in Berlin beim Runden Tisch Reparatur. In ihrem Verein setzen sich über 30 Initiativen aus der Zivilgesellschaft, Wissenschaft und dem Handwerk für bessere gesetzliche Vorgaben ein.

Gemeinsam mit zahlreichen Initiativen weltweit beteiligt sich der Runde Tisch Reparatur am siebten Repair Day am 21. Oktober. „Nach dem Motto ‚Reparieren für alle‘ fordern wir ein universelles und herstellerunabhängiges Recht auf Reparatur. Das bedeutet: Wir brauchen einen fairen Reparaturmarkt, der kleine und unabhängige Reparaturdienstleister nicht diskriminiert und dadurch Reparaturen für Verbraucher*innen wieder attraktiver macht“, erklärt Katrin Meyer. Dafür sei es notwendig, Ersatzteile zu angemessenen Preisen zur Verfügung zu stellen und Praktiken wie Software-Blockaden zu verbieten, die Reparaturen verhindern.

Hersteller können Feedback nutzen, um ihre Produkte zu verbessern

Welche Produkte bei der Reparierbarkeit vorn liegen, zeigen Reparaturstatistiken. In Frankreich gibt es bereits seit 2021 einen Reparaturindex: Das gesetzlich verpflichtende Label zeigt etwa beim Kauf einer Waschmaschine oder eines Smartphones, wie gut die Bedingungen für eine Reparatur erfüllt sind. Zwar ist in Deutschland ein solches Siegel nicht geplant, aber ab 2025 gibt es einen EU-weiten Repair-Score für Smartphones und Tablets, der perspektivisch auf andere Produktgruppen ausgeweitet werden soll.

Bereits heute sammeln Initiativen wie Repair-Cafés Erfahrungswerte und Verbesserungsvorschläge zur Reparierbarkeit von Produkten. Frieder Rubik empfiehlt, dieses Wissen zu bündeln und digital verfügbar zu machen, auch für Hersteller. „Wenn Unternehmen die Schwachstellen ihrer Produkte durch Rückmeldungen der Verbraucher*innen und aus Reparaturstatistiken aufgreifen, können sie Trends in Richtung Nachhaltigkeit setzen, Wettbewerbsvorteile erzielen und auch Wettbewerber zum Nachziehen ermuntern“, so Rubik.

Ehrenamt fördern

Neben guten gesetzlichen Rahmenbedingungen und engagierten Unternehmen braucht es weiterhin Menschen, die sich ehrenamtlich in der Repair-Community einbringen: In Repair-Cafés oder bei Aktionstagen wie dem Repair Day geben Engagierte ihr Know-how weiter.

„Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel im Handwerk gelingt der Ausweg aus der Wegwerfgesellschaft nur, wenn sich mehr Menschen fürs Reparieren begeistern“, sagt Rubik. Sein Impulspapier empfiehlt daher, den Ausbildungsplan neu auszurichten und Reparaturbetriebe zu fördern, etwa durch die Bereitstellung räumlicher und technischer Infrastrukturen in kommunalen Gewerbeflächen.

Über das Projekt:

Das Projekt Zivilgesellschaftliche Feedbackschleifen als Impulse für eine nachhaltige Produktentwicklung (SDGpro) erforschte, wie Unternehmen Feedbacks von Verbraucher*innen für nachhaltigere Produkte besser aufgreifen können. Verbraucherschutz- und Umweltorganisationen nehmen dabei eine wichtige Vermittlerrolle ein: Sie bündeln Feedbacks in Verbraucherapps oder in ihrer politischen Arbeit. Für das Projekt kooperierte das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) mit vier Praxispartnern: Runder Tisch Reparatur e. V., Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e. V., Küste gegen Plastik e. V. sowie Orang-Utans in Not e. V.

SDGpro wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) im Programm „Verbraucherschutz im Dienst der UN-Agenda 2030 und der Sustainable Development Goals“ gefördert.

Weiterführende Informationen:

connect Ladenetztest assesses the quality of fast charging stations in Belgium, the Netherlands and Luxembourg

connect Ladenetztest assesses the quality of fast charging stations in Belgium, the Netherlands and Luxembourg

Haar bei München, 04.10.2023 (PresseBox) – With the increasing number of electrically powered cars, the demand for charging infrastructure continues to rise and the existing charging points are put under increasing strain. That is why the media brand connect has once again conducted a comprehensive charging network test in Belgium, the Netherlands and Luxembourg. The operators of the charging points on site (CPOs, Charge Point Operators) were evaluated. The result: in the CPO assessment, Ionity takes the first place in Belgium, Fastned comes in first in the Netherlands and Esso is the test winner in Luxembourg.

For the evaluation of the charging station operators, test drives took place between the end of July and the end of August 2023 – there were some retests at the beginning of September. The test drivers covered around 900 kilometres in Belgium and visited 25 charging stations, around 1,100 kilometres in the Netherlands with 30 charging stations and around 200 kilometres in Luxembourg with ten charging stations. The test drivers filled out an extensive evaluation form at each charging stop – regarding the charging station, the actual charging process as well as test calls to the providers‘ hotlines. In Belgium, the five CPOs Allego, Fastned, Ionity, Powerland and Total Energies were tested; in the Netherlands, the six CPOs BP Pulse, E-Flux, Fastned, Ionity, Shell Recharge and Total Energies were tested; and in Luxembourg, the CPOs Esso and Chargy.

"We are pleased to see that our criticism from previous years has been taken seriously and has led to improvements. Congratulations to Ionity, Fastned and Esso for their first places. This year’s results also reflect the growing commitment of the mineral oil companies. If they are equipping more and more filling stations with fast charging points, also in the cities, this is good news for e-car drivers – especially for those without their own Wallbox who want to quickly fill up their vehicle before a longer tour," says connect author Hannes Rügheimer.

In the CPO assessment, Ionity wins in Belgium with 849 points out of 1,000 Points, Fastned comes in second place with 813 points – both providers receive the grade "good" – Total Energies comes in third place with 776 points. In the Netherlands, Fastned comes first with 795 points, followed by Shell Recharge in second place with 779 points – both providers also receive the grade "good", Ionity comes third with 729 points. In Luxembourg, Esso comes first with 673 points and receives the grade "satisfactory", Chargy follows in second place with 651 points.

The test method

For the evaluation, the test teams made trips through Belgium, the Netherlands and Luxembourg. Depending on the size of the country, they visited four or five stations per CPO. Registration and billing took place via charging cards and apps on the one hand, and via the ad-hoc payment options supported by the CPO on the other. During the charging process, the teams created extensive protocols about the conditions on site, the course of the charging process and any errors that occurred. They also contacted the providers’ hotlines to test the service quality. A special evaluation key was developed for the connect Ladenetztest, which was also further developed this year. The weighting of the individual test points was adapted to everyday practice in e-mobility. A more detailed description of the methodology can be found at www.connect.de/ladenetztest.